Berufen: Haus- und Kirchwart Stefan Teßmer im Gespräch

Berufen: Haus- und Kirchwart Stefan Teßmer im Gespräch

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Berufen: Haus- und Kirchwart Stefan Teßmer im Gespräch

100 Meter lang und 60 Meter hoch ist die Kirche. Da sollte man als Haustechniker schon schwindelfrei sein. Aber es braucht noch mehr, sagt Stefan Teßmer, Haus- und Kirchwart in der Apostel-Paulus-Kirche.

Stefan, Du arbeitest dort, wo andere singen und beten. Was sind denn die klassischen Aufgaben eines „Haus- und Kirchwartes“?

Ich bin der Haustechniker für die Apostel-Paulus-Kirche – ein Gebäude, das über 100 Meter lang und mit Kirchturm über 60 Meter hoch ist. Kleinere Reparaturen in der Kirche und in den anderen Gebäuden erledige ich alleine, aber für die größeren Aufgaben brauchen wir Firmen. Ich bin für die Aufträge zuständig, hole Kostenvoranschläge ein, beaufsichtige die geleistete Arbeit und stehe für das Ergebnis ein.

Und der Kirchwart?

Als Kirchwart verantworte ich die Ausschmückung der Kirche - kurz Blumen, Kerzen, Abendmahlsgeschirr. Ich begleite Hochzeiten und Taufen, die in der Kirche gefeiert werden. Manchmal kommt Ungewöhnliches auf mich zu. Während der Markttage erklingt mittags in unserer Kirche Musik. Wenn die Pfarrerinnen nicht da sind, spreche ich dort für die Marktbesucher*innen auch mal den Segen. Dadurch kennen mich viele und sie wissen: Der Haus- und Kirchwart steht zu seinem Glauben.

Ist Haus- und Kirchwart Deine Berufung?

Ja. Ich bin christlich aufgewachsen und habe mich mit 18 Jahren freikirchlich taufen lassen. Es war eine bewusste Entscheidung, bei der Kirche anzufangen trotz eines langen Arbeitsweges und einem Job mit zunächst nur 80 Prozent Stellenanteil.

Ansonsten braucht es für meinen Arbeitsplatz handwerkliches Multitasking: Malern, Sanitär reparieren, im Notfall einen Dachstein auswechseln oder mit Firmen verhandeln. Ich suche regionale Firmen, die sich mit dem besonderen Kirchengebäude gerne verbinden. Die Zusammenarbeit klappt inzwischen sehr gut, auch weil ich als gelernter Dachdecker und Installateur bei Kalkulationen und technischen Fragen auf Augenhöhe mitreden kann.

Was würdest Du an Deiner Arbeit ändern?

Nichts. Ich weiß, was ich zu tun habe.

Was braucht es in Deinem Job noch?

Eine Grundfreundlichkeit. Wir haben hier jeden Tag von 12 bis 18 Uhr die Kirche geöffnet und da kommen sehr unterschiedliche Menschen zu uns, die eine freundliche Ausstrahlung mögen. Ansonsten sollte man als Techniker einer Kirche schwindelfrei sein.

Gibt es in deinem Job auch religiöse Momente?

Auf jeden Fall. Ein Beispiel: Pfarrerin Martina Steffen-Elis und ich sind von einem Querdenker übel beschimpft worden. Ihm habe ich ruhig erklärt: „Ich glaube an meinen Gott und glaube, das ist richtig“. Später habe ich für ihn gebetet und eine Kerze angezündet. Am nächsten Tag entschuldigte er sich bei uns. Als ich ihm von meinem Gebet für ihn erzählte, war er sehr berührt.

Das Gespräch führte Cornelia Schwerin (Öffentlichkeitsarbeit für den Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg).

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