Nachruf | Thomas Noll (1962 - 2024)

Nachruf | Thomas Noll (1962 - 2024)

Nachruf | Thomas Noll (1962 - 2024)

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Nachruf | Thomas Noll (1962 - 2024)

Ein Nachruf von Kantor Sebastian Brendel auf Thomas Noll - Kirchenmusiker in der Region Schöneberg-Mitte - der am 29. September 2024 verstorben ist

Als ich mich im Jahr 2013 nach Schöneberg bewarb, hat mich vor allem die Aussicht gelockt, in einem Team von drei Leuten und nicht – wie als Kirchenmusiker allzu oft üblich, allein zu arbeiten.  Das Besondere war dann noch, dass  wir alle drei, Frank Schreiber, Thomas Noll und ich gleichzeitig unseren Dienst begonnen haben und damit eine neue Ära der Zusammenarbeit der drei Gemeinden in Schöneberg-Mitte begonnen haben, Alt-Schöneberg, Apostel Paulus und Zum Heilsbronnen.

Thomas Noll schrieb sich selbst immer die Rolle des Hofnarrs in unserem Trio zu. Er suchte mit unerschöpflicher Kreativität und Widerspenstigkeit nach Möglichkeiten, Kirchenmusik in unserer Zeit und in der Stadt anders zu gestalten und zu leben als es die Tradition vorgab. Das geschah nicht etwa, weil er die Tradition nicht kannte oder wertschätzte, sondern ganz im Gegenteil. Er war unglaublich belesen und in der Kirche sein Leben lang arbeitend aktiv. Viel mehr ging es ihm darum, zu schauen, wie die Tradition am Leben erhalten werden kann und wie Musik (ver-)stören und dadurch inspirieren kann.

So entwickelten wir gemeinsam auf sein Drängen hin die Reihe Organovino,die insgesamt zehn Jahre lang den Sommer in Schöneberg prägte, mit Musik- und Gesprächsformaten an öffentlichen und kirchlichen Orten der Schönen Mitte. Durch Thomas Nolls große Vernetzung in der Stadt und darüber hinaus konnten wir vielfältigste Künstlerpersönlichkeiten bei diesem Festival zur Mitwirkung gewinnen. Ich erinnere mich an Abende mit E-Gitarre und Gedichten auf einem Spielplatz, Akkordeon und Gesang in U-Bahnhöfen, Alphörnern in der Crellestraße, an Renate Künast, an Tangos und elektronische Musik, an singende Sägen und vieles mehr, das wir zu dritt organisierten.

Ich selbst habe Thomas gerade wegen unserer großen und oft anstrengenden Unterschiedlichkeit sehr geschätzt. Wir haben viel miteinander gerungen. Was heißt Kirchenmusik heute, wie können wir Menschen mit unserer Musik im Gottesdienst erreichen. Wie können wir uns als Kollegen gegenseitig stützen, motivieren und voranbringen. Er wird mir sehr fehlen, als Mensch und als Musiker.

Sebastian Brendel

Weiterer Nachruf von Superintendent Michael Raddatz

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